Habe eine Strategie und verfolge sie, denn einfach nur irgendwas zu machen ohne Plan (Strategie) führt nur selten zum gewünschten Resultat. Kleinere Korrekturen an der strategischen Ausrichtung sind immer mal wieder nötig, aber sie sollte in Ihren Grundfesten nicht ständig geändert werden. Genau um diese Grundfeste geht es in diesem Beitrag, mit dem es uns gelingen solle, die Welt als dynamisches System zu verstehen und das Risiko zu minimieren, was die Grundlage für meine Strategie bildet. Die konkrete Umsetzung wird dann in Teil 2 behandelt.
In reality strategy is actually very straightforward. You pick a general direction and implement like hell.
Jack Welch, ehemaliger CEO von General Electric
Dynamisches System Weltwirtschaft
Meine Strategie zielt darauf ab, langfristig Wert zu erhalten und wenn alles gut geht, auch zu steigern, daher der Name „Long Run Value“. In den nächsten Zeilen möchte ich euch das dynamische System Weltwirtschaft, anhand eines Beispiels näherbringen. Auf dieses System wird dann in weiterer Folge die Strategie angewandt.
Um nicht gleich ein superkomplexes Beispiel zu bringen, starten wir mit einem vermeintlich simplen Sachverhalt: Betrachten wir einen Bäckereibetrieb der aus Ressourcen (Mehl, Wasser, Strom, Arbeitskraft, usw.), die Geld kosten, seine Produkte herstellt, die, wenn er sie verkauft, Geld einbringen. Diese Produkte vertreibt er zu einem bestimmten Preis, um seine Ausgaben zu decken und auch um davon leben zu können. Der Bäcker ist nun mit steigenden Energiepreisen für seinen Ofen konfrontiert und muss mehr Ressourcen (Geld in Form einer höheren Stromrechnung) aufwenden für den gleichen Output. Er kann nun folgendes machen: 1) Preise erhöhen oder 2) effizienter werden. Beides kann man nicht unendlich ausreizen, da im ersten Fall die Kunden irgendwann zur Konkurrenz abwandern werden und im zweiten Fall die Physik Grenzen aufzeigen wird, aber auch die Qualität leiden wird, wenn beispielsweise jedes Brot nur mehr 10 Sekunden im Ofen ist, was wieder zur Folge hat, dass die Kunden davonlaufen. Nehmen wir mal an, dass der Bäcker sich für den bequemeren Weg entscheidet, und er erhöht die Preise. Das geht so lange gut, bis die Kunden merken, dass es das gleiche Produkt bei einem anderen Bäcker zu einem billigeren Preis gibt (zur Vereinfachung des Beispiels sei angenommen, dass beide Bäcker die gleiche Qualität produzieren) und sie dort ihren Einkauf tätigen. Doch was macht diese zweite Bäckerei anders? Höchstwahrscheinlich hat sie sich für Punkt 2 entschieden: Effizienter werden. Der Bäcker mit dem teureren Brot spürt nun von Seiten seiner Konkurrenz den Drang, auch effizienter zu werden. Nur den Preis zu erhöhen ist zu wenig, man muss bei Innovationen ganz einfach mitziehen bzw. selbst auch welche initiieren, sonst schwimmen die Marktanteile davon und der Betrieb kann zusperren. Der Markt zwingt quasi seine Teilnehmer (in diesem Fall die Bäckereien) zu Innovation, um in diesem ständigen Wettbewerb eine Existenzgrundlage zu haben. Innovation ist also der Haupttreiber in diesem Wettbewerb.

Nun stellt man sich dieses Beispiel mal ein paar Nummern größer, branchenübergreifend und global vor. Das nennt sich dann globales Wirtschaftssystem mit quasi unendlich vielen Einflussgrößen, die daraus ein sehr komplexes dynamisches System machen. Diese Einflüsse können klein sein (zum Beispiel eine wichtige Maschine eines Betriebs fällt aus, was für den Betrieb selbst schlimm ist, aber global keinen Einfluss hat), doch ab und an kommt es auch zu größeren „Impacts“: Kriege (besipielsweise der Ukraine-Krieg, der im Februar 2022 startete), Naturkatastrophen (so wie der sich anbahnende Klimawandel) aber auch neue disruptive Technologien (Stichwort Internet), welche den bestehenden Marktteilnehmern Challenges bescheren die gelöst werden MÜSSEN, um nicht die Existenzgrundlage zu verlieren. Solche Veränderungen, die sich je nach Herausforderung mal größer und mal kleiner darstellen, sind immer unangenehm, aber auch nur wenn man einen sehr kurzfristigen Horizont hat (wenn ich hier von kurzfristig spreche, meine ich einige Jahre). Die Geschichte lehrt uns, dass wir trotz aller Herausforderungen (Weltkriege, Pandemien, Finanzkrisen, Vulkanausbrüche, Ölkrisen, Terroranschlägen, usw.) es immer wieder geschaft haben, gestärkt aus solchen „kurzfristigen“ Rückschlägen hervorzugehen und es der Menschheit heute viel besser geht als je zuvor. Das untermauert der schwedische Professor für internationale Gesundheit, Hans Rosling in seinem Meisterwerk „Factfullness:“mit zahlreichen Fakten. Das Buch kann ich jeden empfehlen, der glaubt früher war alles besser.
Every group of people I ask thinks the world is more frightening, more violent, and more hopeless—in short, more dramatic—than it really is.
Hans Rosling, Factfulness
Wir halten also fest: Das globale Wirtschaftssystem ist resilient gegen alle möglichen Herausforderungen und hat es immer geschafft gestärkt aus allen Krisen hervorzugehen.
Wachstum
Die ganze Wirtschaft beruht darauf, dass zig Milliarden Menschen jeden Tag aufstehen um aus dem angebrochenen Tag einen guten Tag zu machen. Was „gut“ für jeden einzelnen bedeutet, muss jeder selbst entscheiden, doch ein großer Teil der Menschheit will seinen Wohlstand erhöhen, genauso wie große Betriebe ihre Position am Markt ausbauen wollen. Vor allem wenn man länger Zeit in einem Schwellenland (in meinem Fall Thailand) lebt, sieht man wie unglaublich schnell hier das Wachstum vonstatten geht. Im Endeffekt geht es darum, dass ein Großteil der Menscheit ständig daran arbeitet produktiver zu werden. Unternehmen verlassen sich auf ihre Mitarbeiter um diese Produktivität für ihr Wachstum zu nutzen und genau an diesen Unternehmen kann man sich mittels Anteilsscheinen beteiligen, was die Grundlage meiner Strategie ist. Doch jede Strategie hat Risiken, die man so gut es geht minimieren sollte. Wie das bei meiner Strategie gelingen soll, dass schauen wir uns jetzt an.

Risikominimierung
Lege nicht alle Eier in einen Korb
Risikominimierung in einem Satz
Schauen wir uns wieder die Bäckerei vom Anfang dieses Beitrags an: Ich kaufe mir Anteilsscheine, kurz Aktien, dieser Bäckerei und beteilige mich so am Unternehmen. Wie wahrscheinlich ist es, dass diese Bäckerei zahlungsunfähig wird, zusperren muss und damit meine Aktien wertlos werden? Wenn man sich ansieht wie viele Bäckereibetriebe in meinem Heimatland in den letzten Jahren zugesperrt haben, gar nicht so unwahrscheinlich und schon gar nicht minimal.
Wir gehen einen Schritt weiter und kaufen uns Aktien von allen Bäckereibetrieben eines Landes. Wie hoch ist das Risiko, dass die Aktien wertlos werden? Auf jeden Fall schon geringer, aber man stellt sich vor in diesem Land bricht ein Bürgerkrieg aus und die Wirtschaft dieses Landes bricht zusammen und erholt sich über Jahrzehnte aufgrund des Bürgerkrieges nicht mehr. Das ist definitiv unwahrscheinlicher als der Fall bevor, aber dennoch sicher nicht minimal.
Nun kaufen wir Aktien aller Bäckereien, aller Länder der Welt. Hier sind wir dann schon sehr ausfallsicher unterwegs. Das einzige was mir hierzu einfällt ist, dass die Menschheit einfach keine Produkte der Bäckereien mehr isst (Zugegeben, in manchen Erdteilen wird echt wenig davon gegessen) oder dass Bäckereien weltweit verboten werden, mit was für einer Begründung auch immmer. Jetzt sind wir schon fast am Risikominimum angelangt, doch wir gehen noch einen Schritt weiter.
Wir kaufen Aktien aller Branchen, aller Länder der Welt. Genau, wir investieren in das oben genannte resiliente System der Weltwirtschaft und nutzen das Wachstum zu unseren Gunsten. Wenn wir die Weltwirtschaft betrachten, was ist das größte Risiko? Wenn alles zusammenbricht und dauerhaft alles zusammengebrochen bleibt. Im Abschnitt „Dynamisches System Weltwirtschaft“ haben wir erkannt das dies in der Menschheitsgeschichte noch nie vorgekommen ist. Daher können wir die Wirtschaft als Ganzes als ausfallsicher betrachten, d.h. das Risiko ist minimal (Ich vermeide hier den Begriff „das Risiko ist 0“ da es praktisch nicht möglich ist, das Risiko auf 0 zu minimieren).
Nun wissen wir also was ein dynamisches Weltwirtschaftssystem ist und wie man sein Risiko minimiert, was uns den Weg ebnet, eine Strategie darauf aufzusetzen. Mehr dazu im nächsten Beitrag.
Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
6 Gedanken zu “Meine Strategie (1/2)”