Solltest du Teil 1 und Teil 2 noch nicht gelesen haben, empfehle ich genau das zu tun, denn im 3ten Teil werden wir uns die Veranlagungsstrategien der einzelnen Säulen des Pensionssystems ansehen. Dabei werden wir aber auch über den Tellerrand (besser gesagt: über die Grenzen) blicken und uns ein paar Inspirationen aus einigen anderen Ländern holen. Vielleicht liest das ja der eine oder andere politische Entscheidungsträger 😉

Im chinesischen neuen Jahr, dem Jahr des Hasen, wünsche ich euch viel Gesundheit, Glück und Erfolg. Bangkok, Thailand, 23.01.2023

Veranlagungsstrategie der ersten Säule

Säule 1 ist bekanntlich die staatliche Pension und die setzt zu hundert Prozent auf Cash. Es ist also keine Strategie vorhanden, wie dieses Geld gewinnbringend veranlagt werden soll, im Gegensatz zum norwegischen Pensionsfonds, der hier beschrieben wird. Es ist darauf angewiesen das es genug Einzahlende gibt, oder das der Staat genug zuschießt (so wie das seit Jahrzehnten bei uns in Österreich der Fall ist) um das System am Leben zu halten. Nachhaltig ist das nicht, daher gleich zu Säule 2.

Veranlagungsstrategie der zweiten Säule

Die zweite Säule ist die betriebliche Altersvorsorge und hier gibt es 8 Pensionskassen. Der Einfachheit halber, beschreibe ich hier nur die beiden, welche mich betreffen: Die VBV Pensionskasse und die APK Pensionskasse.

Die VBV ist laut eigenen Angaben die führende der 8 Pensionskassen und daher fangen wir mit dieser an. Unten sieht man die Performance (Plus 60 % in 20 Jahren) und die aktuelle Asset-Allokation. Falls das unten zu klein gedruckt ist, hier nochmal in groß: 45,8 % Anleihen, 20 % Darlehen und HTM (hold to maturity, halten bis Fälligkeit, quasi Kredite), 10,6 % Aktien, 10,1 % Immobilienfonds, 7,6 % Cash, 3,3 % Geldmarkt, 2,6 % Alternative Investments.

Performance und Asset Allokation VBV Vorsorgekasse 30.09.2022. Quelle: www.vorsorgekasse.at

Sie werben hier stolz mit „Aus 100 € wurden bislang über 160 €.“ Da habe ich doch gleich mal 100 € in den Währungsrechner von www.eurologisch.at eingegeben und siehe da: 100 € Kaufkraft im Jahr 2002 entsprechen 154 € Kaufkraft im Jahr 2022. Real (nach Abzug der Inflation) hat also diese Pensionskasse mit Ach und Krach eine positive Performance. Und das über einen Zeitraum von 20 Jahren. Und hier kommen wir genau zum Problem der Pensionskassen: Sie müssen konservativ anlegen!

Pensionskassen legen die Beiträge von 14-jährigen Lehrlingen genauso an, wie von einem 62-jährigen, kurz vor der Pension stehenden Arbeitnehmer. Für einen 14-Jährigen wäre ein sehr hoher Aktienanteil, und damit mehr Risiko, langfristig gesehen ein um Welten besseres Geschäft als 10,6 % Aktien. Umgekehrt sieht es beim Fast-Pensionisten aus, der schon recht viel eingezahlt hat und damit nicht mehr ein so hohes Risiko eingehen kann. Auf den ersten Blick scheint das nicht fair, aber ein älterer Arbeitnehmer hat eben schon viel mehr Geld eingezahlt als ein junger Hüpfer, denn auch hier gilt: Wer Geld hat, schafft an!

Zu erwähnen ist hier, dass bei einer betrieblichen Pension gewisse Steuervorteile schlagend werden. So kann man sich den Betrag in eine steuerbefreite Zusatzpension beim Pensionsantritt umwandeln lassen, oder aber auch bei einem Arbeitgeberwechsel als Einmalzahlung (nach Abzug von 6 % Steuern) auszahlen lassen.

Meine zweite Kasse aus der zweiten Säule ist die APK Pensionskasse. Die Asset-Allokation ist in folgender Abbildung ersichtlich. Zur besseren Vergleichbarkeit hier in Textform: 46 % Anleihen, 33 % Aktien, 9 % Alternative Investments, 7 % Geldmarkt, 6 % Immobilien.

Asset-Allokation der APK-Pensionskasse. Quelle: Geschäftsbericht APK 2021

Bezüglich Performance gibt es hier nur Daten bis 2021, daher ist der Knick am Ende nicht zu sehen. Zur Erinnerung, 2022 war ein ziemlich mieses Jahr für alle Anleger, so auch für die Pensionskassen.

Performance der APK-Pensionskasse. Quelle: www.apk-pensionskasse.at

Aus 100 € im Jahr 1997 (korrekterweise 1376 Schilling) wurden also 280 € im Jahr 2021. Real sind das aber nur 167 €, damit etwas mehr als bei der VBV Vorsorgekasse. 3 Faktoren sind für diese Überperformance hauptverantwortlich: Die längere Anlagedauer, das höhere Risiko (der Aktienanteil ist doppelt so hoch), dass dieses Portfolio eingeht und das nicht hinzurechnen des Jahres 2022.

Wie oben bei der VBV-Vorsorgekasse beschrieben, sind dem Risikoanteil des Portfolios auch hier Grenzen gesetzt. Bei der APK sind sie zwar etwas mutiger, aber auch sie müssen ihr Portfolio mit renditeschwachen Anlageinstrumenten absichern.

In the short run, the market is a voting machine, but in the long run, it is a weighing machine.

Benjamin Graham

Veranlagungsstrategie der dritten Säule

Ich glaube, über die Anlagestrategie meiner dritten Säule habe ich auf diesem Blog schon mehrmals geschrieben. Hier nochmal die Links zu Teil 1 und Teil 2 meiner Strategie. Die Performance und die Zusammensetzung meines Portfolios findest du hier.

Inspirationen für unsere 3 Säulen

Wie auf diesem Blog schon erwähnt, bin ich im Juni 2019 dauerhaft nach Thailand gekommen. Da beschäftigt sich man natürlich auch mit dem thailändischen System. Die haben hier die Möglichkeit in einen Provident Fund einzuzahlen (abhängig davon, ob der Arbeitgeber sowas unterstützt), was sich jetzt nicht sonderlich spektakulär anhört, aber das coole Feature an diesem Fonds ist, dass man die Anlagestrategie selbst auswählen kann und sich der Fonds dann auch daran halten muss. So kann man hier beispielsweise in jungen Jahren mehr Risiko zulassen, um dann, wenn es Richtung Pension geht, auf weniger Risiko umzusatteln. In Österreich geht das bei der 2ten Säule nicht und man ist an deren Investmentstrategie gebunden. Sollte ein Leser wissen, dass das bei einer Pensionskasse in Österreich möglich ist, bitte ich um Information.

Auch bezüglich Steuern auf Aktien und Anleihen ist Thailand wesentlich attraktiver als Österreich. Zur Erinnerung: In der Alpenrepublik brennen wir ab dem ersten Euro Gewinn und natürlich unabhängig von der Haltedauer, 27,5 % auf den Kursgewinn bzw. die Dividende. Hier das thailändische Modell:

  • Einkünfte aus Aktienverkäufen, die innerhalb von einem Jahr nach dem Kauf erzielt werden, unterliegen einem Steuersatz von 15 %. Einkünfte aus Aktienverkäufen, die nach einem Jahr nach dem Kauf erzielt werden, unterliegen einem Steuersatz von 10 %.
  • Einkünfte aus Anleihenverkäufen unterliegen einem Steuersatz von 15 %.

Es werden also auch vom thailändischen Staat den Privatanlegern bei weitem nicht so viele Steine in den Weg gelegt, um sich die dritte Säule der Pension auszubauen.

Der Blick zu unseren Lieblingsnachbarn aus Deutschland zeigt auch, dass dort Privatanleger steuerlich etwas besser dran sind als in Österreich. Dort gibt es nämlich einen Steuerfreibetrag von 1000 € pro Person (2000 € pro Ehepaar) auf den keine Kapitalertragssteuer gezahlt werden muss. D.h. die ersten 1000 € bzw. 2000 € Kursgewinne + Dividenden sind steuerfrei.

Unser zweiter Lieblingsnachbar, die Schweiz, erhebt erst gar keine Kapitalertragssteuer, und ist sonst auch in Sachen Steuern ein sehr attraktives Land. Wie wir wissen, zieht die Schweiz wohlhabende Leute aus aller Welt an und gehört zu den reichsten Ländern dieser Erde. Das ist halt der Unterschied, wenn man wie bei uns in Österreich ständig von neuen Steuern für die „Reichen“, oder besser gesagt den Mittelstand, redet. Dann können unsere Politiker noch so deutlich im Bierzelt von qualifizierter Zuwanderung sprechen, kommen wird da keiner, wenn wir die Abgabenlast nicht schön langsam anfangen zu reduzieren.

Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

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