Am 13.07.2021 habe ich das erste Mal Geld in mein Depot bei Trade-Republic eingezahlt und gut zwei Jahre später, ist eine gute Gelegenheit in den Rückspiegel zu schauen. Wir werden uns ansehen, wie denn mein Timing so war. Die Höhe meiner ersten Einzahlung. Was waren die besten Monate und Quartale? Wann hat es gröbere Umwälzungen in meinem Portfolio gegeben? Wie es eigentlich um meine „Prognose“ steht, die ich Anfang 2023 hier auf dem Blog mit euch geteilt habe? All das werde ich beantworten und mit euch teilen. Wie das Portfolio aktuell aussieht, kann auf meinem Blog unter Portfolio monatsaktuell eingesehen werden.

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Timing

Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass der beste Einstiegszeitpunkt immer in der Vergangenheit liegt. Der zweitbeste ist heute. Bei mir hat sich der Einstiegszeitpunkt, wie schon auf diesem Blog erwähnt, aufgrund folgender Tatsache ergeben: Ich habe im Sommer 2021 meine Wohnung abbezahlt und nach Möglichkeiten gesucht, was man mit dem Geld anfangen soll, das jetzt nicht mehr zur Tilgung des Kredits an die Bank fließen muss. Und da mir damals schon klar war, dass man beim Versuch den Markt zu timen öfter ins Klo greift, als wenn man gleich mit dem Investieren startet, habe ich eben losgelegt. Der MSCI World Index stand an diesem 13.07.2021 bei 3059 Punkten und notiert heute (…) bei 2930 Punkten, also 129 Punkte oder 4,2 % niedriger. Wir können also zusammenfassen, dass mein Timing nicht gerade das Beste war, aber hätte ich beispielsweise bis Weihnachten 2021 gewartet, wäre die Differenz mit 8,6 % mehr als doppelt so hoch. Aber hätte hätte Fahrradkette, wie unsere Lieblingsnachbarn immer sagen. Daher schauen wir uns nun die Fakten zu meinem Portfolio an.

Top/Flop Monate

Sehen wir uns zuerst die Monate an, wo es am meisten Wertzuwachs gegeben hat:

  • Juli 2022: + 5,48 %
  • Jänner 2023: +5,06 %
  • Oktober 2022: +4,94 %

Und hier das andere Ende der Rendite-Rangliste:

  • Dezember 2022: -5,82 %
  • September 2022: -5,43 %
  • April 2022: -4,52 %

Interessant finde ich, dass jeweils 2 Top-Monate genau an jeweils 2 Flop-Monate grenzen, was die extreme Volatilität des Marktes im Jahr 2022 unterstreicht. Wohlgemerkt handelt es sich bei meinem Portfolio um kein reines Aktienportfolio, sondern es wird eine Investitionsreserve von 20 % (Juli 2021 – Juni 2022) bzw. 10 % (Juni 2022 – jetzt) gehalten. Hätte ich das nicht, wären die Schwankungen wohl noch wesentlich heftiger ausgefallen.

Zusammenfassend ergeben sich folgende Jahresrenditen:

  • 2021 (Juli – Dezember): 2,14 %
  • 2022: -10,79 %
  • 2023: (Jänner – Juni): 9,19 %

Zum Vergleich hier die Jahresrenditen für das Jahr 2022 (und nur das macht Sinn als Vergleich, da es mein bisher einziges komplettes Jahr ist) einiger Indizes (Quelle: zendepot):

  • MSCI World: -13,7 %
  • MSCI All Country World (ACWI): -13,8 %
  • MSCI Europe: -9,2 %
  • S&P500: -14,3 %
  • MSCI Emerging Markets: -14,3 %

In Form eines Diagramms sieht die bisherige Performance so aus:

Und in Form einer Rendite Heatmap (rot = schlecht, grün=gut) stellt sich die Situation wie folgt dar:

Höchststände / Tiefststände

Sein All-time-high (in Prozent) erreichte das Long Run Value Portfolio schon sehr bald nach dem Investitionsstart, und zwar Ende 2021 mit 2,14 %. Von da an ging es dann stetig bergab bis zum Tiefpunkt Anfang Oktober 2022 bei -9,89 %. Anschließend bewegte es sich mit Ausnahme des Dezembers 2022 und des Februars 2023 wieder in die andere Richtung und so stehe ich mit Ende Juni 2023 bei einer Gesamtrendite von 0,54 %. Da ich aber immer brav meine Sparpläne ausgeführt habe und auch nach wie vor ausführe, wurde mit Ausnahme von Februar 2022, April 2022, Juni 2022, September 2022 und Dezember 2022 immer jeden Monat ein neues Allzeithoch erreicht, wenn man auf den Wert des Portfolios schaut. Wie viel genau drinn ist, verrate ich natürlich nicht. Nur soviel sei verraten: Die erste Einzahlung im Juli 2021 waren 7300 €. In der folgenden Abbildung ist der Verlauf, ohne Achsenbeschriftung, dargestellt.

Wertentwicklung des Long Run Value Portfolios

Volatilität, Mittelwert und Median

Als Investor sollte man immer damit rechnen, dass der Wert des Portfolios mal ordentlich oszilliert. Speziell das Jahr 2022 war hinsichtlich der Schwankungen ein sehr aktives Jahr, was sich auch in den Volatilitätsdaten für mein Portfolio zeigt. Üblicherweise wird die Volatilität als die Standardabweichung der Tagesrenditen berechnet. Da ich aber nur einmal im Monat meine Rendite erfasse, ist meine berechnete Volatilität stark gedämpft. Dennoch lassen sich zwischen den Jahren erhebliche Unterschiede feststellen:

  • 2021 (Juli -Dezember): 1,1 %
  • 2022: 3,82 %
  • 2023 (Jänner – Juni): 1,99 %

Auch hinsichtlich des arithmetischen Mittelwerts meiner Monatsrenditen lässt sich das Blutbad an den Aktienmärkten im Jahr 2022 unschwer erkennen:

  • 2021 (Juli -Dezember): 0,36 %
  • 2022: -0,9 %
  • 2023 (Jänner – Juni): 1,53 %

Und zu guter Letzt, hier der Median (50 % der Monatsrenditen sind darüber, 50 % darunter):

  • 2021 (Juli -Dezember): 0,14 %
  • 2022: -2,52 %
  • 2023 (Jänner – Juni): 0,94 %

Die wesentlichen Umbauten in meinem Portfolio

Relativ schnell nach dem Start meines Portfolios warf ich den MSCI Europe raus und nahm einen MSCI World Small Cap in mein Depot auf, um meiner Strategie hinsichtlich maximaler Diversifikation Folge zu leisten. Später stellte ich meine Sparpläne auf die inflationsindexierten Euro Staatsanleihen ein und bespare seither einen ETC auf Gold. Meine Gründe dafür sind im Beitrag Portfolio, Konstruktionsfehler ESG, Korrekturen und Performance umfangreich beschrieben.

Im Juni 2022 war der weltweite Aktienmarkt so stark abgestürzt, dass ich die Hälfte meiner Investitionsreserve in die Hand nahm, um den Aktienanteil von 80 % auf 90 % zu erhöhen. Die dazugehörige Strategie habe ich im Beitrag Meine Strategie (2/2) detailliert erläutert.

Zum Jahresstart 2023 habe ich dann die Konsequenzen aus dem Murks um die ESG-Ratings gezogen und alle ETFs auf die „normale“ Version umgestellt. Auch das ist in einem Beitrag (Depotumbau zum Jahresstart 2023) genau beschrieben.

Seitdem gab und gibt es, bis auf die Sparplanausführungen keine Bewegungen im Depot. Wenn der Aktienmarkt aber so weitermacht, wird es schon bald wieder zum Auffüllen der Investitionsreserve von 10 % auf 20 % kommen. Wann es so weit ist, kann natürlich keiner sagen, aber ich weiß ganz genau, was zu tun ist. Ein gutes Gefühl 🙂

Meine „Prognose“ von Anfang 2023

Für alle, die den Beitrag Bilanz 2022 nicht gelesen haben, wiederhole ich hier meine „Prognose“, dass mein Portfolio zum Jahresende bei -5 % steht, es also noch ordentlich bergab gehen wird. Dafür lassen sich natürlich viele Gründe finden, genauso wie für den totalen Zusammenbruch oder eine Euphorie an den Börsen. Daher überlasse ich die Bedienung der Schätzeisen den Analysten und lehne mich entspannt zurück und ziehe meine Strategie auch nach dem 2ten Geburtstag des Long Run Value Portfolios unverändert durch.

Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Ein Gedanke zu “Mein Portfolio feiert Geburtstag

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