Ich gebe zu, dieses Thema ist etwas off-topic, aber trotzdem möchte ich hier meine Meinung dazu zum Besten geben. Warum ich solche Verbote sehr kritisch sehe und ich trotzdem der festen Überzeugung bin, dass gegen den Klimawandel etwas unternommen werden muss, nur eben anders, versuche ich in diesem Beitrag mit euch zu teilen. Eines schicke ich gleich mal voraus: Ich bin weder ein Vertreter aus dem Lager „Der Klimawandel ist eine Erfindung der Chinesen“ noch klebe ich mich irgendwo auf die Straße!

Wer emittiert eigentlich am Meisten
Bevor wir uns konkret dem Verbot zuwenden, möchte ich hier ein paar Fakten präsentieren, um überhaupt eine seriöse Diskussion führen zu können. Etwas, dass vielen Diskussionen heutzutage nicht schaden würde, wenn eben sachlicher argumentiert werden würde.
Unten abgebildet sieht man die Verteilung der Treibhausgasemissionen über verschiedene Sektoren. Dieser Beitrag beschränkt sich auf einen Bruchteil der Emissionen des Verkehrssektors, zu dem auch die Luftfahrt und die Transportbranche zählen. Es geht bei dem hier behandelten Verbot um die Emissionen (aus dem Auspuff) von PKW und leichten Nutzfahrzeugen. Ich will damit eines klarstellen: Alleine mit diesem Verbot werden wir das Klima nicht retten.
Die Energiewirtschaft und die Industrie emittieren weit mehr, wie wir unschwer erkennen können.

Zugegeben, die Inlandsbeförderung entwickelt sich gerade eher in die falsche Richtung (siehe Abbildung unten), aber ein Verbot wird das nicht richten können. Warum? Um das geht es im nächsten Abschnitt.

Warum muss man eine Technologie verbieten?
Diese Frage sollte sich die EU mal stellen. Warum braucht es überhaupt ein Verbot? Angeblich sind E-Autos doch eh viel besser, wartungsärmer und umweltfreundlicher. Die eine Technologie zu verbieten, um einer anderen Technologie zum Durchbruch zu verhelfen ist wie, wenn ein Fußballverein einen Kicker auf die Bank setzt, um den Sohn des Hauptsponsors einlaufen zu lassen. Die Champions League gewinnt man damit nicht!
Als das Verbrenner-Auto erfunden wurde, ist auch niemand auf die Idee gekommen, die Pferde zu verbieten. Ich jedenfalls finde diesen Eingriff in den Markt äußerst fragwürdig.
Sind E-Autos wirklich so umweltfreundlich, wenn der Strom zu 46 % aus Kohle bzw. Erdgas kommt (siehe Grafik unten)? Der CO₂ Ausstoß für den Sektor Verkehr wird dann zurückgehen, aber er wird sich hin zur Energieerzeugung verschieben. Vielleicht sollten wir mal bei der Energieerzeugung ansetzen, und nicht wie im deutschen Lützerath den Kohleabbau wieder aufnehmen.

Bei Elektroautos werden viele sogenannte Seltene Erden benötigt, die in Europa nur sehr begrenzt vorkommen und wir dadurch wieder in eine Abhängigkeit hinein driften, die uns schon beim Gas mit Russland zum Verhängnis geworden ist.
Ist unsere Ladeinfrastruktur, bzw. das Netz so weit ausgebaut, um nicht unter der Last von immer mehr E-Autos in die Knie zu gehen? Wie viele Ladestationen gibt es überhaupt? Was passiert mit den Tankstellenbetreibern? Ich hoffe, die EU-Granden haben das alles im Blick gehabt als sie über dieses Thema abgestimmt haben.
Wäre es nicht sinnvoller, zuerst die Energieerzeugung klimaneutral zu machen, bevor man überhaupt über so ein Verbot nachdenkt? Man hätte zum Beispiel den Energieerzeugern Vorgaben machen können, deren Gewinne in erneuerbare Energieerzeugung zu investieren, anstatt diese als Übergewinnsteuer abzuschöpfen. Würde man das Schritt für Schritt angehen, würde es nämlich so ein Verbot gar nicht brauchen, da jeder Mensch vernünftig denken kann und sich die beste Technologie sowieso durchsetzt.
Warum setzt man bei der Mobilität nicht auch so etwas wie das CO₂ Zertifikate-Handelssystem ein, so wie es in der Industrie auch schon üblich ist, und lässt den Menschen die Freiheit, wie sie mit diesen Zertifikaten umgehen, anstatt Technologien zu verbieten.
Fokussiere all deine Energie nicht auf das Bekämpfen des Alten, sondern auf das Erschaffen des Neuen.
Sokrates
Warum versuchen wir nicht einfach allen Technologien eine Chance zu geben?
Verbote sollten immer das letzte Mittel sein, zumal sie immer die Freiheit einschränken, welche aber benötigt wird, um neue Dinge zu erfinden. Ich finde das System der CO₂-Zertifikate eine tolle Geschichte, bei dem sich die beste Technologie ohnehin durchsetzen wird, wenn das Handelssystem dieser Zertifikate mit Hirn von vorne bis hinten durchgedacht wird. Anstatt sich mit Verboten zu beschäftigen, sollte die EU alle Anstrengungen unternehmen, um den Zertifikate-Handel als weltweit akzeptiert zu positionieren. Schließlich ist der Klimawandel kein europäisches Problem, sondern ein globales, bei dem nur globale Lösungen uns ans Ziel bringen. Klar, diese Aufgabe ist nicht leicht und erfordert einiges an Geduld, aber für eine gute Zukunft, sollte es uns das wert sein.
Apropos global: China setzt in Zukunft auf Kohle, wie ich diesem Artikel auf orf.at vom 28.02.2023 entnehme:

Anstatt sich mit Technologie-Verboten zu beschäftigen, hätte die EU besser mal die Füße in die Hände genommen und mit den Chinesen über den Kohleausbau gesprochen. Beispielsweise eine Vorstellung von Technologien, die bei genügend Investitionen (Zur Erinnerung, die Chinesen haben während Covid-19 sehr viel Cash aufgebaut) schnell und vor allem klimaschonend eingesetzt werden können. China hat eine riesige Küste und dementsprechend auch große Flächen im Meer, wo man sicher auch Offshore-Windparks errichten kann. Angeblich ist Europa führend bei Biogasanlagen und man könnte das doch auch den Chinesen schmackhaft machen. Warum gibt es nicht mehr Kooperationen zwischen der EU und China bezüglich Speichertechnologien? Nur weil die Amerikaner die Chinesen nicht mögen, müssen wir nicht der gleichen Meinung sein! Etwas mehr Energiediplomatie würde der ganzen Welt guttun, anstatt mit dem PKW-Verbrennerverbot wieder den Musterschüler spielen zu wollen, während der Rest der Welt sich einen Dreck schert.
Dem Klima ist es egal woher die Emissionen kommen, der EU anscheinend nicht, denn hier gilt: Hauptsache nicht aus einem europäischen Auspuff!
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