Ob dieses sehr junge Finanzinstrument gut oder schlecht ist, wird die Zukunft erst zeigen. Eines sind sie definitiv, hochspekulativ. Ob sich so ein Instrument für die Altersvorsorge oder den Vermögensaufbau eignet, warum so viele Leute protzenden YouTube Aposteln zum Opfer fallen und wie es um meine Krypto-Assets bestellt ist (ja sowas habe ich auch), erfährst du in diesem Beitrag.

Geschichte und Grundlagen
Im Jahr 2009 verfasste Satoshi Nakamoto ein Whitepaper „Bitcoin: A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ welches erstmals ein dezentrales Bezahlsystem vorstellte. Die genaue Beschreibung des Papers spare ich mir hier, denn die kann ganz einfach im oben verlinkten pdf nachgelesen werden.
In unserem aktuellen Geld-System, dem Fiat-Geld-System, was übrigens nichts mit der Automarke zu tun hat, wird das Geld von einer zentralen Stelle (der jeweiligen Zentralbank) in Umlauf gebracht. Die Zentralbank hat dabei die (einzige) Aufgabe, für Geldwertstabilität zu sorgen, was beispielsweise von der EZB erst jetzt richtig ernst genommen wurde. Das macht das Geld-System natürlich extrem abhängig von den Entscheidungen der Zentralbank, einer, wie der Name schon verrät, zentralen Stelle.
Im Whitepaper zu Bitcoin wird dieses System komplett umgekrempelt, und es gibt keine zentrale Stelle mehr, wie beim Fiat-Geld-System. Alle Transaktionen werden dezentral in einer Blockchain (grob übersetzt, eine Aneinanderreihung von Blöcken) festgehalten. Damit das auch fehlerlos passiert, müssen Transaktionen an die bestehende Blockchain richtig angehängt werden, was durch Kryptografie sichergestellt wird. Das muss natürlich von den Teilnehmern des Netzwerks auf Richtigkeit überprüft und bestätigt werden, was man Mining nennt.
Mining erzwingt eine chronologische Reihenfolge der Blockchain, schützt die Neutralität des Netzwerks und sorgt dafür, dass sich die verschiedenen Computer über den Status des Systems einig sind.
http://www.bitcoin.org
Hier wird sichergestellt, dass vorangegangene Blöcke nicht einfach geändert werden, und der neue Block korrekt an die Blockchain angehängt wird. Für dieses Mining erhalten Teilnehmer eine Belohnung in Form von Bitcoin, der ersten Kryptowährung. Obwohl von vielen schon tausende Male totgesagt, gibt es ihn noch heute.
Bitcoins und auch alle anderen Kryptowährungen werden von den Teilnehmern auf sogenannten Wallets aufbewahrt. Diese digitale Geldbörse bewahrt den privaten Schlüssel auf, mit dem Transaktionen signiert werden. Ganz wichtig zu verstehen ist, dass das eigentliche Vermögen in der Blockchain gespeichert ist, und nicht auf der Wallet, also dezentral im Netzwerk. Die Wallet ist nur der Schlüssel dazu.
Wie aber setzt sich nun der Preis eines Bitcoins zusammen? So wie alles in dieser Welt bestimmen Angebot und Nachfrage den Preis. Was beim Bitcoin interessant ist, ist seine Endlichkeit, mit 21000000 Stück. Das heißt auch, dass zwangsläufig das Angebot limitiert ist und daher eigentlich nur die Nachfrage den Preis bestimmen kann, da nicht einfach wie beim Fiat-Geld die Notenpresse angeworfen werden kann.
Mittlerweile besteht das Krypto-Universum nicht nur aus Bitcoin, sondern es sind ca. 22000 verschiedene, wobei die beiden größten Bitcoin bzw. Ethereum für gut 60 % der gesamten Marktkapitalisierung von 987 Mrd. € stehen.
Kryptowährungen sind eine Chance, die finanzielle Welt auf eine Weise umzugestalten, die für jeden zugänglich und inklusiv ist.
Christine Lagarde, Präsidentin der Europäischen Zentralbank
Geeignet für die Altersvorsorge?
Wie oben beschrieben, wird der Wert von Bitcoin durch die Nachfrage bestimmt und diese war in den letzten Jahren sehr volatil, wenn man sich die Abbildung unten ansieht. Nichtsdestotrotz steht langfristig (im Kontext mit Kryptowährungen nicht ganz so lang) eine Hammer-Rendite.

Dennoch sollten wir uns von der Entwicklung nicht täuschen lassen und uns folgendes immer vor Augen führen: Bitcoin und auch andere Kryptowährungen mit ähnlichen Kursverläufen haben es in die Schlagzeilen geschafft, während mehrere tausend andere Kryptoprojekte sang- und klanglos verschwunden sind. Darum sind Aussagen, wie hättest du 10000 € 2015 in Bitcoin investiert, hättest du jetzt ausgesorgt, zwar absolut richtig, aber alle Sätze mit „hättest“ sind prinzipiell mit Vorsicht zu genießen und wenn dann auch noch im selben Satz Kryptowährungen erwähnt werden, sollten die Alarmglocken schrillen. Hier mal einige Beispiele bei denen du jetzt um jeweils 10000 € ärmer wärst, hättest du darin investiert:
- OneCoin
- BitConnect
- BoringCoin
- GetGemz
- NanoHealthCareToken
Bei all dem Hype um Kryptos, sollte man immer auch an gescheiterte Projekte denken (einen guten Artikel zu gescheiterten Krypto-Projekten findest du hier). Das heißt im Umkehrschluss aber auch, dass Projekte, welche sich schon lange am Markt halten, nicht mehr so leicht verschwinden werden, weshalb ich persönlich glaube, dass Bitcoin nie auf 0 sinken wird, obwohl sein innerer Wert genau 0 ist.
Und genau dieser innere Wert 0 macht es auch zu einem Investment, welches sich absolut nicht für die Altersvorsorge eignet, um die Frage in der Überschrift zu beantworten. Solltest du anderer Meinung sein, lasse es mich wissen. Ich freue mich auf die Diskussion.
Kryptowährungen haben keinen Wert und produzieren nichts.
Warren Buffett
Schnell reich werden mit Kryptowährungen?
Sicher sind die einen oder anderen Leser schon einmal auf einem Youtube-Kanal oder einem Instagram Account eines Clowns (eine andere Bezeichnung ist hier nicht angemessen) gelangt, der seinen Nutzern aus seinem nagelneuen Luxusschlitten verspricht, mit Kryptos die Welt erobern zu können. Natürlich muss man sich dann für ein kostenpflichtiges Seminar anmelden, wo der Lambo-Clown seine Methoden präsentiert. Das ist ungefähr gleich wie wenn ein Lotto-Millionär Seminare verkauft, wie ein Lotto-Schein auszufüllen ist. Warum ich das glaube: Leute, die mit Kryptos reich geworden sind, haben einfach Glück gehabt und sind in eine hochriskante Kryptowährung schon sehr früh eingestiegen, als ein „Überleben“ der Kryptowährungen noch sehr unwahrscheinlich war. Jene, die es geschafft haben, sind schwerreich und ein paar von ihnen versuchen über irgendwelche schwindligen Seminare ihren Kunden das Geld aus der Tasche zu ziehen. Für all jene, die in eine gescheiterte Kryptowährung investiert haben, bleibt zu hoffen, dass sie nicht Haus und Hof darin versenkt haben, definitiv bieten sie aber keine Seminare an 😉
Schnellen Reichtum kann man nur durch immenses Risiko oder/und sehr viel Glück erreichen!
Und alle, die glauben, Bitcoin sei das neue Gold, sollten sich bewusst machen, dass Gold schon mehrere tausend Jahre auf dem Buckel hat, während Bitcoin noch nicht mal im Teenager-Alter ist.
Meine Kryptos
Ja ich halte Kryptos, im Wert von ca. 2 % des Long Run Value Portfolios, welche ich aber nicht zu diesem hinzuzähle. Ich halte 50 % Bitcoin und 50 % Ethereum, da sich diese durch ihre hohe Marktkapitalisierung und ihre Existenzdauer mittlerweile eine gewisse Qualität zuschreiben lassen können, zumal sie auch schon Krisenzeiten überstanden haben. Natürlich sind solche Renditen wie in den vergangenen 5-10 Jahren nicht mehr realistisch, aber ich denke, dass Kryptowährungen noch sehr viel Potenzial nach oben haben, da ich das Konzept einfach genial finde. Von daher ist es eine Spekulation auf einen höheren Preis in der Zukunft, mehr nicht. Geht das auf, bin ich froh und kaufe mir natürlich keinen Lamborghini, sondern schichte um in das Long Run Value Portfolio, sollten sie einen Wert von 3 % überschreiten. Geht es nicht auf, ändert das genau gar nichts.
Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.