Der etwas reißerische Titel dieses Blogposts ist der Name eines Buches, welches ich kürzlich gelesen habe und dem einen oder anderen eine Inspiration bezüglich seiner persönlichen Anlagestrategie geben könnte. Konkret geht es um dieses Buch: „Die besten ETFStrategien der Welt: Wie Sie das Maximum aus Indexfonds herausholen“ von Sinan Krieger. Es finden sich darin sehr interessante Strategien, von denen ich euch ein paar in diesem Beitrag vorstellen werde.

Quelle: amazon

Der Autor

Sinan Krieger ist Wirtschaftsjournalist und betreibt gemeinsam mit Mario Lochner den gleichnamigen YouTube-Kanal. Sie haben auf diesem Kanal sehr oft spannende Gäste, denen sie sehr interessante Fragen stellen. Abgesehen von den Interviews ist der Kanal eher entbehrlich, aber das Buch habe ich mir nach kurzem Probelesen auf meinem Kindle dann trotzdem gegönnt.

Der Inhalt

Gleich am Anfang bricht der Autor eine Lanze für passives Investieren und untermauert das mit einem, mir bisher unbekannten Active/Passive Barometer von Morningstar, welches für viele Asset-Klassen den Prozentsatz der aktiven Fonds angibt, die eine passive Benchmark geschlagen haben.

Prozentsatz an aktiven Fonds, welche die Benchmark geschlagen haben. Quelle: Morningstar

Interessant ist auch, dass die teuersten aktive gemanagten Fonds noch schlechter abschneiden als die günstigsten, welche auch nicht gerade Performance-Bringer sind.

Sinan Krieger liefert zu dieser chronischen Underperformance auch gleich die passende und sehr plausible Erklärung:

Ein Fondsmanager muss in Krisenzeiten somit nicht nur sinkende Kurse fürchten, sondern auch unzufriedene Kunden, die ihr Kapital abziehen. Wenn es holprig an den Märkten wird, schalten die meisten Fondsmanager also gezwungenermaßen in den Krisenmodus, mit dem Ziel, den Schaden möglichst zu begrenzen, um nicht in Erklärungsnot zu kommen. Das Problem dabei ist nur, dass die Profis (obwohl sie es eigentlich selber wissen) dadurch genau das Falsche machen – nämlich (einen Teil) ihre(r) Aktienpositionen auflösen. Schließlich liest es sich im Quartalsbericht deutlich beruhigender für den Kunden, wenn der Fondsmanager davon spricht, er habe in einem „schwierigen Marktumfeld die Cashquote erhöht, um etwaige Einstiegschancen zur gegebenen Zeit wahrzunehmen“.

Sinan Krieger. Die besten ETF-Strategien der Welt: Wie Sie das Maximum aus Indexfonds herausholen

Die Strategien

Das Tolle an diesem Buch ist, dass die Strategien nicht nur erklärt werden, sondern auch Empfehlungen gegeben werden, wie die Strategien mit ETFs kostengünstig umzusetzen sind. Gleich die erste Strategie „Weltportfolio mit Small Caps“ mit folgender Zusammensetzung:

  • 60 % MSCI World
  • 30 % MSCI Emerging Markets
  • 10 % MSCI Europe Small Caps Value Weighted

ist sehr ähnlich zum Aktienanteil im Long Run Value Portfolio, welcher ebenfalls aus 3 ETFs besteht, aber mit minimal anderen Gewichtungen. Einfach, günstig und noch dazu eine starke Performance ist genau nach meinem Geschmack.

Die weiteren, in der ersten Hälfte des Buches beschriebenen Strategien sind nur auf den ersten Blick etwas komplexer. Hier im Schnelldurchlauf:

  • Das Weltdepot der Aristokraten: Als (Dividenden)-Aristokraten bezeichnet man Unternehmen, die über einen langen Zeitraum (je nach Region ist „lang“, anders definiert) kontinuierlich Dividenden ausschütten und diese auch erhöhen. Bei dieser Strategie versucht man über ETFs alle Aristokraten weltweit in sein Depot zu holen. Das geht schon mit 4 ETFs
  • Das Jeden-Monat-Dividende-Depot: 3 ETFs reichen und schon erhält man jeden Monat ein zusätzliches Gehalt ausgeschüttet. Die durchschnittliche Ausschüttung beträgt ca. 3,8 %. Was bei einer investierten Summe von 100000 € ein monatliches Zusatzeinkommen (vor Steuern) von 317 € generiert.
  • Das Permanent-Portfolio: Einen ETF auf den S&P500, einen auf Staatsanleihen, Gold und Cash, jeweils mit 25 % gewichtet. Eine, für Krisen, hervorragend geeignete Asset-Allokation für eher ängstliche Investoren.
  • Das Allwetter-Depot: Ray Dalio ist eine Legende und seine Bücher sind ein must-read. Mit nur 5 ETFs kann man seinen Investmentstil einfach kopieren: 1 Aktien-ETF, jeweils ein ETF auf kurzfristige und auf langfristige Staatsanleihen, Gold und Rohstoffe. Mehr braucht es dazu nicht.
  • Der goldene Schmetterling: Der Betreiber der Seite https://portfoliocharts.com/ visualisiert sein Portfolio mittels eines Schmetterlings: Der linke Flügel stellt den Aktienanteil dar, der rechte Flügel repräsentiert Anleihen und der Rumpf wird mit Gold gebildet. Diese Kombination navigiert exzellent durch Krisen. Das beeindruckende ist die historische Performance seit 1972, denn nach spätestens 3 Jahren war man mit dieser Strategie immer im Plus, auch wenn die Krise noch so heftig war. Bei einem reinen Aktienportfolio kann das, wenn man wirklich ein saublödes Timing erwischt, schonmal 10 oder mehr Jahre dauern. Eine moderne Interpretation dieses Portfolios mischt beim Gold noch etwas Bitcoin dazu, was das Risiko erhöht.
  • Der norwegische Staatsfonds: Ich bin ein großer Fan davon, wie der norwegische Staat sein Vermögen generationenübergreifend erhalten bzw. vermehren will und das auch konkret umsetzt. Ich frage mich, warum nicht mehr Länder so etwas machen. Aber man kann diese Strategie mit ETFs sehr gut approximieren und so sein privates Vermögen nach dem Vorbild der Wikinger anlegen. „Unser Prinzip ist einfach: Wir tauschen unser Öl und Gas gegen internationale Unternehmensbeteiligungen“, tönt es aus dem norwegischen Finanzministerium. In Österreich könnte man auch die Steuereinnahmen aus den Skigebieten gegen internationale Unternehmensanteile tauschen und so auch die nächsten Generationen davon profitieren zu lassen. Aber bei uns ist es anscheinend wichtiger, dass Bargeld in die Verfassung kommt, als sich mit den wirklich wichtigen Dingen zu beschäftigen. Den norwegischen Staatsfonds habe ich schon einmal im Rahmen eines Blogbeitrags hier vorgestellt und daran hat sich natürlich nichts geändert, außer dass seit der Veröffentlichung des Blogbeitrags Anfang Dezember 2022, das Vermögen des Fonds von 12 600 156 773 153 NOK auf 14 632 608 935 513 NOK angestiegen ist. Das sind um 181,7 Millionen € mehr.

Die zweite Hälfte des Buches beschäftigt sich mit ebenfalls sehr interessanten Strategien, die aber erheblich mehr Komplexität aufweisen und daher werde ich auf diese auch nicht weiter eingehen, da mein Credo lautet: „So einfach wie möglich!“

KI generierter, goldener Schmetterling

Fazit

Das Buch bekommt von mir eine klare Empfehlung, jedoch ist es aus meiner Sicht, schon eher für fortgeschrittenere Investoren geeignet, vor allem die 2te Hälfte, die schon fast in Richtung aktives Fondsmanagement geht. Dafür liefert es viele tolle Anregungen und Konzepte, die man für seine eigene Strategie übernehmen kann. Vor allem die Strategien, die gut durch Krisen kommen, wie zum Beispiel der goldene Schmetterling, bieten für ältere Semester sehr gute Rendite/Risiko Verhältnisse, denn ein Pensionist kann unter Umständen keine 10 oder mehr Jahre Flaute am Aktienmarkt aussitzen, wie wir Jüngeren das eben noch leichter verkraften können.

Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

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