Wie einige von euch schon mitbekommen haben, bietet Invesco, die im Ranking der größten Vermögensverwalter der Welt irgendwo zwischen Platz 10 und 20 stehen, einen sehr kostengünstigen (0,15 %/Jahr) ETF auf den FTSE All-World Index an, der seit 26.06.2023 für uns Anleger als Investmentvehikel zur Verfügung steht. In diesem Beitrag sehen wir uns die wesentlichen Fakten zu diesem ETF an und ob sich ein Wechsel für Leute, die einen anderen ETF auf den gleichen Index besparen, lohnt. In den nachfolgenden Betrachtungen behandle ich ausschließlich die thesaurierende Variante.

Welche ETFs sind am Markt?
Die allseits beliebte und auch durchaus sinnvolle All in One Lösung war bisher entweder ein ETF auf den MSCI All Country World Index (MSCI ACWI) oder einer auf den FTSE All-World Index. Die beiden Indizes haben sehr viel gemeinsam, stammen aber, wie schon im Namen ersichtlich, von zwei verschiedenen Index-Providern: MSCI (Morgan Stanley Capital International) und FTSE, was für Financial Times Stock Exchange steht. Über die genauen Unterschiede werde ich hier nicht schreiben. Der interessierte Leser sei auf diesen Artikel von justetf verwiesen.
Auf die oben erwähnten Indizes gab es bisher folgende ETFs:
| ETF | ISIN | Fondsvermögen | TER | Positionen | Abbildung |
| Vanguard FTSE All-World UCITS ETF (USD) | IE00BK5BQT80 | 6,784 Mrd. | 0,22 % | 3678 | Sampling |
| iShares MSCI ACWI UCITS ETF | IE00B6R52259 | 7,246 Mrd. | 0,20 % | 2425 | Sampling |
| SPDR MSCI ACWI IMI UCITS ETF | IE00B3YLTY66 | 0,557 Mrd. | 0,17 % | 1980 | Sampling |
Und zum Vergleich hier die Daten des neuen ETFs von Invesco:
| ETF | ISIN | Fondsvermögen | TER | Positionen | Abbildung |
| Invesco FTSE All-World UCITS ETF | IE000716YHJ7 | 0,011 Mrd. | 0,15 % | 4000+* | Sampling |
Man erkennt den Preiskampf, der in diesem Segment herrscht. Sehr zur Freude von uns Kunden. Da der Invesco Fonds noch relativ neu ist, hat er natürlich ein mikriges Fondsvermögen von 11 Millionen €, was hoffentlich rasch ansteigen wird. Bei einer TER von 0,15 % nimmt Invesco bei einem so kleinen Fondsvermögen 16500 € pro Jahr ein, weshalb der Fonds sicher noch kein positives Geschäft für den Herausgeber ist.
Noch ein paar Sätze zur Abbildungsmethode. Um die Kosten für diese ETFs so gering wie möglich zu halten, werden nicht alle im Index enthaltenen Titel gekauft, sondern nur so viele wie es benötigt, um den zugrunde liegenden Index möglichst exakt nachzubilden damit die Transaktionskosten entsprechend niedrig gehalten werden können. Ob das dem Invesco ETF gelingen wird, bleibt abzuwarten, jedoch hier die Daten, wie erfolgreich das Konkurrenzprodukt von Vanguard diese Herausforderung meistert:

Ob der Invesco ETF tatsächlich über 4000 Titel enthält, bleibt ebenfalls abzuwarten. Ehrlich gesagt, kann ich mir das nicht ganz vorstellen.
Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass man mit einem Investment in einen Welt-ETF und etwas Geduld ziemlich wenig falsch machen kann, wie die Grafik unten für den MSCI ACWI zurückgerechnet bis ins Jahr 1987 zeigt.

Was würde ich machen
Grundsätzlich ist das hier keine Anlageberatung, wie unten im Disclaimer ersichtlich. Dennoch teile ich mit euch meine Meinung. Grundsätzlich ist es eine tolle Sache, wenn ein richtiger Konkurrenzkampf am ETF Markt herrscht und ich glaube auch, dass dieses Produkt schnell an Fondsvermögen zulegen wird. Würde ich mit dem Investieren starten, und ein Rundum-sorglos-Paket haben wollen, spricht nichts dagegen, in den neuen ETF von Invesco zu investieren. Wenn ich allerdings schon in einen (etwas teureren) breit gestreuten ETF investiere, muss man sich, bevor man groß zum Umschichten anfängt, um die Kosten zu drücken, genau überlegen, was denn ein solches Umschichten bedeutet. Für eine Umschichtung braucht es zuerst mal einen Verkauf der alten Anteile und weisen diese einen Gewinn aus, so sind sofort (bzw. dann bei der Steuererklärung) Steuern an den Finanzminister fällig. Das sollte man sich genau überlegen! Ist man ohnehin in den roten Zahlen, so spricht meiner Meinung nach nichts dagegen umzuschichten.
Zum Abschluss ein Rechenbeispiel: Hat man ein investiertes Vermögen von 100000 € in einem Vanguard FTSE All World ETF, so kostet dieser, bei einer TER von 0,22 %, 220 €. Der Invesco ETF käme dann auf 150 €. 70 € Differenz sind zwar besser als ein „Stein am Schädel“, aber wegen 70 € im Jahr die Gewinne (wenn vorhanden) zu versteuern und so den Finanzminister zu beglücken ist aus meiner Sicht übertrieben.
Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.
