Die Idee zu diesem Beitrag ist beim Lesen des Buches „Geld oder Leben: Wie Sie aufhören, Unsinn mit Ihrem Vermögen zu treiben“ entstanden. Der Autor, Nikolaus Braun, beschreibt darin, in Form von Kurzgeschichten, was alles mit dem Leben passieren kann, wenn man bezüglich des Umganges mit seinem Vermögen mehr oder minder schwer wiegende Entscheidungen trifft. Diese Auswirkungen reichen von zerrütteten Familien bis hin zu Selbstmorden, aber auch positive Geschichten gibt es in diesem Buch. Ein wirklich gelungenes Buch, das einem dazu verleiten soll, die richtigen Fragen bezüglich Vermögen zu stellen, das ein nicht ganz unwesentlicher Baustein für ein erfülltes Leben ist.

Geld oder Leben von Nikolaus Braun. Quelle: www.amazon.de

Über Geld spricht man nicht

Dieses Sprichwort aus dem deutschsprachigen Raum, ist aus meiner Sicht einer der Hauptgründe, wieso gerade bei uns, ziemlich viele Menschen einfach die Kompetenz fehlt, um in Vermögensfragen die richtigen Entscheidungen zu treffen. Man verlässt sich auf den Staat und seinen Bankberater und beschwert sich über die Reichen, die immer reicher werden, anstatt selbst mal das Heft in die Hand zu nehmen und mal zu hinterfragen, wie die Reichen das machen, oder warum ein Bankberater immer nur die Fonds der eigenen Bank empfiehlt. Es wird über alles Mögliche an den Stammtischen diskutiert und besonders gerne über die „Anderen“ hergezogen, aber wenns ums Geld geht und die in diesem Zusammenhang doch wichtigen Entscheidungen, gibt es keine Diskussionskultur. Bezüglich der Reichen, die von den Ärmeren häufig als schlechte Menschen abgestempelt werden, liefert Nikolaus Braun in seinem Buch ein gelungenes Statement:

Wenn aber »die Reichen« daran schuld sind, dass ich arm bin, und Geld mich gleichzeitig zu einem schlechteren Menschen macht, dann blockieren genau diese Gedanken schon allein den Versuch, man könne sich auch selbst um sein ökonomisches Fortkommen kümmern. Das Identifizieren eines Schuldigen und einer überzeugenden Ursache erspart hier– wie so oft– das Suchen nach einer Lösung.

Nikolaus Braun. Geld oder Leben
KI zum Thema „Geld oder Leben“

Und auch zum Thema Bankberater, dessen Job es ist, dem Kunden möglichst viele margenstarke Finanzprodukte zu verkaufen, und eben nicht das Beste für die Kundschaft auszuwählen, hat der Autor eine klare und aus meiner Sicht, völlig richtige Meinung:

Nicht Sie bezahlen Ihren Berater dafür, dass er Sie objektiv berät, sondern der Hersteller des Finanzprodukts bezahlt Ihren Verkäufer, dass er Ihnen ein möglichst lukratives Produkt verkauft– also lukrativ für die Finanzindustrie, nicht für Sie. Das ist das kleine Einmaleins des Kapitalismus: Wer zahlt, schafft an. Dabei bleiben Ihre Interessen automatisch auf der Strecke. So einfach ist das. Und damit es auch der Letzte in aller Deutlichkeit versteht: Die Provision bezahlt der Produkthersteller nicht aus irgendeinem imaginären Geldtopf, der ihm vom Universum zur Verfügung gestellt wird, sondern er zweigt es eins zu eins von dem Geld ab, das Sie gerade investiert haben– von Ihrem Geld.

Nikolaus Braun. Geld oder Leben

Bei manchen wird es jetzt klingeln, wenn man an das „Beratungsgespräch“ zur Altersvorsorge bei seiner Hausbank zurückdenkt. Da wird einem nicht ein MSCI World mit einer TER von 0,12 % angeboten, sondern irgendein aktiv gemanagter Super Green High Tech Fonds mit Schwerpunkt auf KI und dem ganzen Klimbim, wo die Kosten schnell die Rendite auffressen. Dabei sollte man eines bedenken: Die Kosten sind fix, die Rendite kann auch mal ausfallen! Die Banken hausen nicht umsonst in Glaspalästen. Hier wurde nur verstanden, wie man Geschäfte macht. Genau das sollten die Kunden auch verstehen, was ohne eine gesunde Diskussionskultur aber schwierig wird. Zu diesem Thema kann ich meine Blogbeiträge zu den Banken empfehlen, wo ich solche Hausbankfonds auseinandernehme.

Im weiteren Verlauf des Buches stellt der Autor 12 sinnvolle und 12 dumme Fragen zum Thema Geld vor, die ich jedem empfehle zu beantworten.

Geld als gefrorene Zeit

Wenn ein Leben halbwegs geordnet verläuft, kann man im Grunde das Leben in 3 Perioden einteilen, welche sich in Bezug auf Geld, Zeit und Gesundheit so darstellen lassen:

  1. wenig Geld, viel Zeit, gute Gesundheit
  2. mehr Geld, wenig Zeit, mittlere Gesundheit
  3. viel Geld, viel Zeit, schlechte Gesundheit

Das ist natürlich eine sehr grobe Einteilung, die natürlich von vielen Faktoren abhängig ist. Lassen wir die Gesundheit mal außen und schauen wir uns mal nur den Faktor Geld und den Faktor Zeit an. Hier liefert der Autor einen interessanten Zusammenhang, denn er spricht bei Geld von gefrorener Zeit. Folgende Stelle aus dem Buch blieb mir dabei in Erinnerung:

Insgesamt erweist sich Geld als eine Art flüssige Energie, als geronnene, nicht realisierte Möglichkeit. Solange es nicht durch eine Transaktion in einen anderen Zustand gewandelt wird, ist es als solches eigentlich erst einmal wertlos: Was ist die zu Geld gefrorene Zeit, wenn sie nicht wieder aufgetaut wird? Erst in der Transaktion entfaltet sich die enorme, häufig konstruktive und ebenso oft zerstörerische Kraft des Geldes. Es wirkt dabei wie ein Brandbeschleuniger, ein großer Ermöglicher oder eben auch großer Verhinderer. Geld ähnelt in diesem Aggregatzustand in gewisser Weise dem Feuer: Man kann damit ein Haus ebenso heizen, wie niederbrennen. Geld ist damit im wahrsten Sinne brandgefährlich und es ist absolut fahrlässig, wie naiv und unreflektiert die meisten Menschen damit umgehen und somit sich und andere gefährden.

Nikolaus Braun. Geld oder Leben

Zusammenfassend, ein sehr gutes Buch, was anhand der Geschichten darin aufzeigt, wie sorglos wir mit dem Thema Vermögen umgehen. Würden wir etwas mehr Energie für dieses Thema aufwenden, wäre schon viel erreichbar. Beim Schimpfen über irgendwelche Missstände sind wir auch mit voller Energie dabei, daher plädiere ich dafür, einen Teil dieser „Schimpfenergie“ für etwas Beschäftigung mit dem Thema Vermögen zu „opfern“.

Haftungsausschluss: Long Run Value betreibt keinerlei Rechts-, Steuer- oder Anlageberatung und spricht keine Handlungsempfehlungen aus. Alle Angaben erfolgen ohne Gewähr. Wertentwicklungen der Vergangenheit sind kein Indikator für zukünftige Wertentwicklungen.

Hinterlasse einen Kommentar