Das Jahresende bedeutet nicht nur für das Christkind, sondern auch für die Kapitalmarktexperten der Finanzhäuser Hochsaison. In diesem Beitrag wollen wir gemeinsam die Blicke in die Glaskugel für 2025 werfen. Wir möchten auch zurückblicken und feststellen, ob diese Prophezeiungen in der Vergangenheit auch tatsächlich eingetreten sind. Für den US-amerikanischen Index S&P500 liegen die meisten Daten vor. Er ist auch der wichtigste Index für einen weltweit gestreuten Ansatz. Deshalb beschränke ich mich hier auf diesen.

Prognosen für 2025

Aktuell (15.12.2024) steht der S&P500 bei 6049 Punkten und hier mal ein Auszug (Quelle: yahoofinance) der aktuellen Prognosen

• BCA Research: 4452 (-26,4%)
• Stifel: 5500 (-9,1%)
• Goldman Sachs: 6500 (+7,5%)
• Morgan Stanley: 6500 (+7,5%)
• JP Morgan: 6500 (+7,5%)
• Fundstrat: 6600 (+9,1%)
• Ned Davis Research: 6600 (+9,1%)
• UBS: 6600 (+9,1%)
• Bank of America: 6666 (+10,2%)
• BMO: 6700 (+10,8%)
• DataTrek Research: 6840 (+13,1%)
• Yardeni Research: 7000 (+15,7%)
• Oppenheimer: 7100 (+17,4%)

Wie jedes Jahr gibt es Ausreißer in beide Richtungen. Im Schnitt dürfte es jedoch wieder ein gutes Jahr werden, glaubt man den „Experten“. Und diese Glaubwürdigkeit ist meiner Erfahrung nach arg zu hinterfragen. Warum?

Prognosen der letzten Jahre am Beispiel Fundstrat

Fundstrat sagt den S&P500 auf 6600 Punkten mit Ende 2025 voraus. Hier mal eine Übersicht, wie sich die hoch bezahlte Fundstrat-Expertenriege die letzten Jahre so geschlagen hat:

Jahresende	Prognose	Realität	Abweichung
2025	6600	?	?
2024	5200	6049 (15.12.2024)	16,3%
2023	4500	4770	6%
2022	5100	3840	24,7%
2021	4300	4766	10,8%

Alles nicht ganz so berauschend (in 3 von 4 Fällen eine Abweichung im zweistelligen Prozentbereich) und das ist auch nachvollziehbar. Wer hat im Jahr 2022 echt geglaubt, die Russen würden ernsthaft die Ukraine überfallen. Neben dem menschlichen Leid hatte diese „Spezialoperation“ (die ja bedauerlicherweise immer noch andauert) zahlreiche Folgeeffekte, die alle auf dem falschen Fuß erwischten. So auch Fundstrat, die mit fast 25% ordentlich daneben lagen. Nur mal zur Einordnung: Eine Unschärfe von +/-25% wäre beim aktuellen Stand des S&P500 eine Bandbreite von 4537-7560 oder über 3000 Punkte. Ob Zufall oder nicht, entspricht das ziemlich genau der Bandbreite der aktuellen Schätzungen, was wiederum heißt, dass wahrscheinlich immer ein Institut dabei sein wird, welches sich als Prognosemeister feiern lassen darf. Dumm nur, dass der Name dieses Instituts immer ein anderer ist 😉

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass auch im KI-Zeitalter die Prognosen kaum besser werden dürften. Auch wenn das natürlich die Finanzindustrie anders sehen wird. Die Daten in einigen Jahren werden uns dazu die entsprechenden Fakten liefern.

Lasst euch nicht verrückt machen. Nutzt die stille Zeit, um die wirklich wichtigen Dinge im Leben etwas mehr zu forcieren. Frohe Weihnachten und alles Gute für 2025. Der erste Beitrag im Jahr 2025 wird dann die Bilanz 2024 sein, und auf das Verfassen davon, freue ich mich schon jetzt 🙂

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